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Mitbestimmung und Teilhabe.

SchülerInnen kommen zu Wort.

Erste Ergebnisse der bundesweiten Studie „JuCo – Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen“ sind veröffentlicht. Im Rahmen der Studie wurden 5.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren befragt, durchschnittlich waren die Personen 18 Jahre alt.  

Die Studie, die von JugendforscherInnen der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Hildesheim durchgeführt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass Jugendliche in der Phase der Schulschließungen nicht auf die Rolle der HomeschoolerInnen reduziert werden wollen. Sie fühlen sich mit ihren Bedürfnissen und Sorgen während der Corona-Diskussionen nicht eingebundenViele von ihnen haben den Eindruck, dass sie aufgrund ihres Alters von den Erwachsenen nicht gehört werden. Knapp ein Viertel der Befragten gibt sogar an, dass sie gar nicht den Eindruck haben mit den eigenen Sorgen nicht gehört zu werden. Auch wenn die Ergebnisse der Studie vielfältig sind, die Situation unterschiedlich eingeschätzt wird und demnach nicht von einer generellen Position der Jugendlichen gesprochen werden kann, sind diese Ergebnisse deutlich herausgestochen.

„Es wird häufig in der Politik darüber diskutiert, was mit den Schulen, den Schülern und dem Unterrichtsstoff passieren soll. Aber wir (also die Schüler) werden nicht gefragt, also es wird nicht gefragt, ob bzw. was für Lösungsideen wir haben oder was wir für das Beste halten oder was wir uns wünschen.“– TeilnehmerIn im Rahmen der Studie

Ein besonders großer Teil der Teilnehmenden nutzt den Freitext, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Damit setzen sie ein Signal: Sie wollen gehört werden und mitbestimmen, denn für viele ist Schule eben nicht nur der Ort von Klausuren und Lernen, sondern viel mehr – er ist ein Lebensraum für soziale Kontakte, Kommunikation und Austausch. Dieser Lebensalltag ist von heute auf morgen anders strukturiert und verändert die persönliche Situation vieler junger Menschen drastisch. 

Kinder und Jugendliche fühlen sich in der Corona-Pandemie nicht gehört. Dabei haben sie ein in der UN-Kinderrechtskonvention verbrieftes Recht auf Beteiligung – erst recht in Angelegenheiten, die sie unmittelbar betreffen. Dass dies nicht geschieht, ist demokratisch problematisch und es ist ein fatales Signal an die Jugend in unserem Land“  – Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes

Auch Johanna Börgermann, Schülerin aus der Nähe von Herford und außerdem im Vorstand der Landesschülervertretung Nordrhein-Westfalen, unterstützt in einem Interview mit Deutschlandfunk diese Aussage. Obwohl SchülerInnen lautstark verkündet hätten, dass sie in dieser Situation kein Abitur schreiben könnten, hat sie die Politik nicht gehört. Dadurch bekämen sie den Eindruck, nicht ernstgenommen zu werden.  

„Eigentlich sind wir ja die, die es betrifft, und trotzdem können wir nicht drüber entscheiden, wie unsere Bildung gestaltet wird.“ – Johanna Börgermann, Schülerin NRW

Dieses Interview sowie die Ergebnisse der „JuCo“-Studie zeigen die Frustration und Verunsicherungen in dieser Phase und darüber hinaus, dass einige, diejenigen die die Entscheidungen direkt betreffen, oft nicht gehört werden. Daraus kann gelernt werden: Sowohl für das Bildungssystem als auch für die stärkere Einbindung junger Menschen in politische und gesellschaftliche Teilhabeprozesse.

Quelle:
General Anzeiger Bonn: Corona-Krise: Jugendliche nicht nur als Schüler sehen.
Deutschlandfunk: Probleme mit Homeschooling. „Schule ist ein Lebensraum“.
Ergebnisse „JuCo“: Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen.