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Wie der Landkreis Gifhorn dank Sofortausstattungsprogramm seine Schulen auf den digitalen Weg brachte.

Die COVID-19-Pandemie hat die Schulen immer noch stark im Griff: Präsenzunterricht fand in den letzten Wochen und Monaten gar nicht oder nur eingeschränkt statt. Mit dem im Juli 2020 verabschiedeten Sofortausstattungsprogramm des Bundes stehen den Ländern 500 Millionen Euro für den digitalen Unterricht zu Hause zur Verfügung. Die Finanzspritze hat der niedersächsische Landkreis Gifhorn geschickt genutzt, um die kreiseigenen Schulen innerhalb kurzer Zeit digital aufzurüsten.

Heterogene Schulträgerschaften

Nur gemeinsam ist man stark. Dieses Sprichwort beschreibt am besten die Herangehensweise des Landkreises Gifhorn bei der Digitalisierung seiner Schulen. 2018 entschloss sich die erste Schule entsprechend ihrem Medienentwicklungskonzept zur Anschaffung von 60 iPad-Geräten. Nur zwei Jahre später verfügen fast alle Schulen des Landkreises über mobile Leihgeräte und die entsprechende IT Infrastruktur in den Schulgebäuden. Dabei bietet der Landkreis Gifhorn ein heterogenes Bild an Schulträgerschaften mit hohem Abstimmungs- und Koordinationsaufwand: Elf Schulen befinden sich in der Trägerschaft des Landkreises selbst – darunter vier Gymnasien, drei integrierte Gesamtschulen, zwei berufsbildende Schulen und zwei Förderschulen – mit einer Gesamtanzahl von rund 10.500 Schüler*innen und 860 Lehrkräften. Weitere Grundschulen und Standorte der sonstigen Sekundarstufe-I-Schulformen stehen unter der Trägerschaft der kreisangehörigen Kommunen.

Gelungene Netzwerkarbeit als Erfolgsfaktor

Innerhalb des Fachbereichs Schule und Sport ist Anna-Lena Wintgen beim Landkreis Gifhorn Ansprechpartnerin für die Medienentwicklungsplanung und den DigitalPakt Schule. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen: Sie pflegt die Kommunikation mit den Schulleitungen, kommuniziert mit externen Dienstleistungsunternehmen und löst Anschaffungen aus. Unterstützt wird sie von drei Mitarbeiterinnen des Ausstattungsbereichs, die sich um die Ersatz- und Ergänzungsbeschaffung bezüglich Mobiliar und Medien kümmern. Im Zuge des DigitalPakts wurde eine weitere Stelle für die interkommunale Beratung geschaffen: Sechs kreisangehörige Kommunen können sich hier bei Fragen rund um den DigitalPakt beraten lassen. Für die Digitalisierung der Schulen pflegt der Fachbereich Schule und Sport außerdem eine enge Kooperation mit dem Fachbereich für Bauwesen, dem IT-Verbund und den jeweiligen Ansprechpartner*innen aus den Schulen. Im gleichen Gebäude untergebracht ist auch das Kreismedienzentrum, das Fortbildungsmöglichkeiten zum Einsatz digitaler Endgeräte oder zur niedersächsischen Bildungscloud bietet. Die kurzen Wege intensivieren die gemeinsame Zusammenarbeit. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt grundsätzlich in der guten Netzwerkarbeit mit allen Bereichen, die an der Digitalisierung der Schulen beteiligt sind, einer vorausschauenden Planung und dem Mut zu Innovationen“, argumentiert Fachbereichsleiter Karsten Kreutzberg. „Die Mitarbeiter*innen meiner Teams beherrschen die Kunst des Netzwerkens, arbeiten produktiv zusammen und denken praxis- sowie lösungsorientiert. Sie wissen, dass sie unter einer großen Linie eigenverantwortlich und kreativ arbeiten können.“ Für neue Investitionen geben die politischen Rahmenbedingungen oftmals große bürokratische Hürden vor, doch gelingt es dem Fachbereich dank seinem praxisorientieren Lösungsansatz, Anschaffungen vergabekonform und rechtzeitig durchzuführen: Entscheidungen werden stets situativ vorbereitet und bedarfsgerecht umgesetzt. So scheut der Landkreis auch nicht davor zurück, immer wieder in Vor- oder Zwischenfinanzierungen zu gehen, um Beschaffungen bedarfsgerecht zum benötigten Zeitpunkt zu organisieren.

Eine frühzeitige Gesamtorganisation und klare Zuständigkeiten erleichtern die Digitalisierung

Die Netzwerkarbeit funktioniert in alle Richtungen und kennzeichnet auch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern wie der Gesellschaft für digitale Bildung (GfdB), die Schulen mit digitalen Medien ausstattet, rund um deren Anwendung berät und auch im Schadensfall durch schnelle Reparaturen hilft. „Dass der Landkreis Gifhorn seine Schulen und den Unterricht so schnell digitalisieren konnte, lag an einer umfassenden Bedarfsanalyse, eindeutigen Zuständigkeiten und einer zielgerichteten Kommunikation des Fachbereichs“, lobt Gerhard Tumforde, Vertriebsexeperte im Außendienst bei der GfdB. „Mit Frau Wintgen hatte ich eine einzige Ansprechpartnerin, die selbst aktiv mithalf, Verbindungen zu den Schulen herstellte und die jeweiligen Bedarfe klar kommunizierte.“ Gleich zu Beginn der Pandemie ließ sich der Bildungsträger von der GfdB ganzheitlich zu den digitalen Medien, deren Anwendungen und den Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte beraten, schuf einheitliche Bestellstrukturen für die Schulen und unterstützte die Anschaffung elternfinanzierter Tablets nach dem Prinzip „Bring your own device“ (BYOD). „Je nach pädagogischem Konzept kann eine Schule eine Tablet- Klasse einführen und dabei auf BYOD setzen“, erläutert Fachbereichsleiter Kreutzberg. „Wichtig ist jedoch auch hier, dass kein wilder Mix entsteht, sondern der First-Level-Support an den Schulen einheitlich und die Ausstattung markenrein ist.“ Bei der Anschaffung und der Finanzierung der Endgeräte inklusive Zubehör erhielten die Eltern Unterstützung von der GfdB und ihrem Partner, der Santander Consumer Bank: Dank dem Online-Ratenkauf der Bank können Eltern ein iPad inklusive Schutzhülle zu 0 % Zins für eine Laufzeit von 36 Monaten finanzieren. Die sogenannten schoolTab-Pakete beinhalten zudem eine Absicherung, die das iPad gegen potenzielle Schäden absichert und Eltern weitere finanzielle Belastungen im Schadensfall erspart.

Sofortausstattungsprogramm als Booster

Auf die pandemiebedingten Schulschließungen reagierte der Fachbereich Schule und Sport rasch, indem er im Frühjahr 2020 54 iPad-Geräte aus kreiseigenen Mitteln für das Kreismedienzentrum beschaffte, um die Lehrkräfte für den digitalen Unterricht fit zu machen. Kräftigen Schwung nahm die Digitalisierung im Landkreis Gifhorn dann mit dem Sofortausstattungsprogramm im Sommer auf. „Wir haben sehr früh im letzten Jahr den Antrag für das Sofortausstattungsprogramm gestellt“, erzählt Wintgen.

„Beantragt und von der niedersächsischen Landeschulbehörde bewilligt wurde die volle Förderung in Höhe von rund 452.000 €.“ Für eine schnelle Lösung ging der Fachbereich Schule und Sport auch hier in die Vorfinanzierung und arbeitete eng mit dem Finanzbereich zusammen: Von der Bedarfsabfrage bei den Schulen über die Klärung der benötigten Geräte bis hin zur Auftragserteilung lagen nur wenige Monate. Gemeinsam mit der GfdB gelang es, große Beschaffungspakete für die einzelnen Schulen zu schnüren: 488 iPad 10,2 Modelle“ und 15 iPad Pro Modelle inklusive Zubehör wie Hüllen mit Tastaturen und digitalen Stiften, vier Mac mini, acht MacBook-Geräte und drei iMac-Geräte wurden angeschafft, des Weiteren zum großen Teil Jamf-School-Lizenzen als Mobile Device Management System für die Administration sowie Koffer und Trolley-Wagen zur Aufbewahrung der Geräte. Im Rahmen einer weiteren Ausschreibung investierte der Fachbereich in Konferenzsysteme sowie in Kameras, Speicherkarten und Stative für Online-Lehrangebote. Außerhalb des Programms wurden über die jeweiligen Schulbudgets zudem Apple TV als Ersatz- und Ergänzungsausstattung beschafft. „Am Landkreis Gifhorn zeigt sich gut, dass eine zentrale Abwicklung und eine Gesamtorganisation der Schulen für eine schnelle und gelingende Digitalisierung nötig sind“, resümiert Vertriebsexperte Tumforde. „Einzellösungen funktionieren nicht.“

Gleiche Chancen dank einheitlichem Standard bei Medien und Mobiliar

„Die Schulen müssen sich jeweils im Rahmen der Medienbewirtschaftung mit unserem Fachbereich abstimmen, denn wir wollen ein einheitliches Level bei der IT-Infrastruktur erreichen, damit an allen Schulen Chancengleichheit gegeben ist“, erklärt Kreutzberg. „Deshalb streben wir überall eine gleichartige Standortausstattung in Bezug auf Mobiliar und Medien an.“ Im Vorfeld der Anschaffungen gab es zahlreiche Arbeitstreffen mit den jeweiligen Schulleitungen, den Systemspezialist*innen der Schulen und dem IT-Verbund. Aufbauend auf dem medienpädagogischen Konzept als Grundidee definierte der Fachbereich den Standard für die weitere Ausstattung mit iPad-Endgeräten und Apple TV, um den administrativen Aufwand hinsichtlich Unterhalt und Wartung durch die Systemadministrator*innen der Schulen möglichst gering zu halten. „Alles, was wir machen, unterliegt dem Prinzip der Nachhaltigkeit“, so Kreutzberg. „Was wir heute anschaffen, muss auch noch in fünf Jahren angewendet und fortgeführt werden können.“ Der Fachbereich Schule und Sport entschied sich daher auch bewusst für die GfdB als zertifizierten Apple-Händler, der Schulen auch dabei unterstützt, sich beim Apple School Manager anzumelden und Lizenzen zu installieren. „Jede Schule kann sich kostenlos beim Apple School Manager anmelden“, erklärt GfdB-Vertriebsexperte Tumforde das Vorgehen. „Die Anmeldung ist zwingend erforderlich, um im Mobile Device Management verwaltet werden zu können. Wenn die Hardware und das Mobile Device Management gleich sind, können private Inhalte auf den Endgeräten schnell ausgeblendet und nur noch schulische angezeigt werden.“ Der große Vorteil einer solch zentralisierten Verwaltungsstruktur: Egal ob Schüler*innen innerhalb eines Landkreises die Schule wechseln oder eine Lehrkraft an unterschiedlichen Schulen unterrichtet, überall trifft man auf einen einheitlichen Standard, der das Lehren und Lernen erleichtert.

Kompromissbereit für schnelle Lösungen

Für eine schnelle Auslieferung der Bestellungen nahm Wintgen auch Kompromisse in Kauf: „Wir bekamen im Oktober einen Anruf, dass unsere iPad-Geräte in der erforderlichen Anzahl vollständig auslieferbar seien, allerdings in gemischten Farben.“ Bestellt waren die iPad-Geräte eigentlich in spacegrau, doch stimmte Wintgen dem Farben-Mix zu, auch auf die Gefahr hin, dass ein roségoldfarbenes iPad nicht jedem*jeder gefallen wird – ein für Wintgen dank der schwarzen iPad-Hülle vernachlässigbares Manko. So konnten die bei der GfdB bestellten Geräte bereits im November in großem Umfang an die Schulen ausgeliefert werden. Es folgte ein erster Mittelabruf in Höhe von rund 429.000 Euro im Dezember, der Rest der Gelder wird nach erfolgtem Mittelverwendungsnachweis zu einem späteren Zeitpunkt fließen.

Fortbildungen motivieren zur Verwendung der Endgeräte

„Auch wenn fast alle unsere kreiseigenen Schulen digitalisiert sind, ist für uns der Digitalisierungsprozess nicht abgeschlossen“, erzählt Wintgen. „Wir definieren Medienentwicklung und Digitalisierung als andauernden Geschäftsprozess, der auf drei Säulen basiert: der IT-Infrastruktur der Schulen, der Ausstattung mit Endgeräten sowie deren Nutzung und Betrieb.“ Seit 2018, als die Medienkonzepte für die kreiseigenen Schulen beschlossen wurden, setzte der Landkreis die einzelnen Digitalisierungsmaßnahmen sukzessive um: In den Schulgebäuden wurde für eine ausreichende WLAN-Ausleuchtung gesorgt, die Arbeitsplätze erhielten PCs, die Klassenzimmer Beamer sowie digitale Tafeln und die Schülerschaft mobile Endgeräte. Mit einer von der GfdB angebotenen Webinarreihe sollen die Lehrkräfte nun zum aktiven Einsatz der Neuanschaffungen motiviert werden. „Wir wünschen uns, dass die Endgeräte, welche über uns bezogen werden, auch wirklich Verwendung im Unterricht finden“, führt Jonas Paul, Leiter Digitalakademie bei der GfdB, aus: „Deshalb bieten wir Fortbildungen mit handlungsorientierten Themen an, um potenzielle Ängste abzubauen, und helfen gezielt bei der Personal- und Unterrichtsentwicklung.“ Beim Landkreis Gifhorn steht derweil das nächste Großprojekt an: die Einführung eines Breitbandanschlusses – ein in ländlichen Regionen nicht immer leichtes Unterfangen. Doch auch dieser Herausforderung stellt sich der Fachbereich Sport und Schule mit seiner ganzen Innovationsfreude.